Verhaltenstherapie - ein wirksames Therapieverfahren
- carolineschroeder2
- 5. Nov. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 7. Nov. 2024
psychotherapiejetzt - Praxis für Psychotherapie Caroline Schröder
Serie Psychotherapie im Gesundheitswesen

Die Grundlagen der Verhaltenstherapie
Die Grundlage für die Entwicklung der Verhaltenstherapie sind die Lerntherorien. Und wir lernen ein Leben lang ... .
Das ist die gute Nachricht, die in diesem Konzept steckt. Ganz egal wie tief die Krise, wie chronifiziert das Störungsbild - Lernen ist immer möglich. Wir gehen sogar davon aus, dass eine "Ursache" oder ein Faktor bei psychischen Krisen oder psychischen Störungen ein erlernte Anteil ist.
Was kann daran erlernt sein?
Lernen auf verschiedenen Ebenen
Fast alles! Wir Lerrnen bestimmte Gedanken, Bewertungen und sogar unsere Einstellungen sind erlernt (Kognitive oder Gedankenebene).
Ein Mensch kann die Einstellung haben, dass Fleiß und Pflichtbewusstsein - eine generelle Leistungsbereitschaft - gute Eigenschaften sind.
Solange dieser Mensch nicht zu mir in die Praxis kommt und die Symptome einer Erschöpfung, Depression oder Angststörung berichtet, würde ich dem sogar uneingeschränkt zustimmen. Aber bei einer psychischen Krise oder psychischen Erkrankung muß alles auf den Prüfstand ... auch unsere guten Eigenschaften und Einstellungen - vielleicht haben wir in dem Bereich übertrieben.
Wie eine psychische Störung entsteht ...
Nehmen wir bei einem erfundenen Fall von Frau E. (= Erfunden) einfach mal an, diese Person ist jetzt 58 Jahre alt geworden. Sie war immer Stolz auf die Leistungen im Beruf und im Rennradsport. Jetzt - durch einen harmlosen aber schmerzhaften Hexenschuß fällt der Sport aus. Frau E. ist krankgeschrieben zu Hause. Der Arzt hat eine Behandlung verordnet und bald ist alles wieder gut.
Nur - vom Rennrad fahren rät er ab - das sei keine gute Haltung für den Rücken. Gleichzeitig ziehen in der Firma junge Kollegen oder Kolleginnen an unserer Frau E. vorbei. Die Karriere ist wohl auf dem Höhepunkt ... und verflixt, da ist doch diese junge Kollegin, die viel schneller befördert wird.
Und zu allem Übel wird das mit dem Hexenschuß auch nich so schnell besser wie früher. Unsere Patientin mit der generellen Leistungsbereitschaft kann derzeit gar nicht viel tun. Aber ... diese Menschen, die nichts tun, die krank zu hause bleiben .. auf die hat sie immer ein bißchen herabgeschaut. Und jetzt ... ?
Depression beginnt in der Krise
Das könnte ein Szenario sein, bei dem ein Mensch depressiv wird. Die Säule des Selbstwertes - die Leistungsfähigkeit - ist weggebrochen und die Bewertungen über sich selbst werden immer negativer.
Das ist eine erlernte Einstellung: "Leistung ist gut - nichts tun ist schlecht".
In der kognitiven Verhaltenstherapie würden wir mit Frau E. diese Einstellung überprüfen, nach den Wurzeln dieser Einstellung suchen (in der Regel die genauso fleißigen Eltern) und den Patienten unterstützen eine andere Einstellung zu Krankheit, Genesung, Ruhe, Erholung und der Veränderung im Lebensalter ab 50 Jahren zu entwickeln.
Auch Gefühle werden erlernt
Es werden aber auch Gefühle erlernt (Emotionale Ebene). Das bewegt mich oft zu Beginn der Therapien - wenn die Patienten ohne Behandlung schon Monate oder Jahre mit einer Depression oder Angststörung leben mußten. Leider wird auch dieser Gefühlszustand immer besser "erlernt", d.h. in diesem Fall, der Geist, die Psyche stellt diesen Zustand immer leichter her, weil es so gut geübt wurde. Das ist tatsächlich genauso, wie wenn Sie Skifahren lernen oder eine Fremdsprache. Je mehr Sie üben, desto besser können Sie Skifahren oder Französisch. Je häufiger Sie die depressiven Gefühle oder die Angstgefühle haben, desto besser werden Sie darin. Die Nervenzellen, die für "Französisch" oder für "Depression" zuständig sind, sind ganz genau gleich aufgebaut ... und sie werden besser in ihrem Job (Französisch oder Depression), je häufiger sie dafür eingesetzt werden (körperliche neuro-physiologische Ebene).
Schneller Zugang zur Behandlung ist essentiell
Deswegen halte ich es für sehr wichtig einen schnellen Zugang zu Behandlung anzubieten. Das muss nicht nur Psychotherapie sein. Jede Form von Behandlung, die in einer wissenschaftlichen Überprüfung die Wirksamkeit bewiesen hat.
Also werden Angst und Depression auch erlernt und es können viele Lernprozesse angestoßen werden, um diese Verbindungen wieder zu verlernen.
Beispiel - Panikstörung
Bei Angsstörungen können die Patienten oft sogar die Zusammenhänge beschreiben. Nehmen wir wieder einen Fall - Herrn F (=Freierfunden). Er meldet sich an wegen einer Angststörung. Beim Autofahren auf der Autobahn, bevorzugt auf dem Weg ins Geschäft, bekommt er Panikattacken. Er kann sich das nicht erklären. Der Job ist gut. Er hat erst eine bessere Aufgabe bekommen und ist sehr zufrieden. Zu hause passt auch alles. Seine Frau und Kinder sind gesund und er schätzt sich wirklich glücklich, sie zu haben. Er kann sich erinnern, dass er nach einem aktiven Wochenende mit einem AH-Fußballspiel und anschließendem Grillen sich am nächsten Tag auf der Fahrt ins Geschäft nicht wohl gefühlt hat. Er hat Herzrasen auf der Autobahn im Auto bekommen. Im Geschäft hat er sogar den Beriebsarzt bemüht, aber da war der Puls wieder normal. Sicherheitshalber wurde er vom Hausarzt auf die Herzgesundheit untersucht - da war alles ohne Befund, d.h. völlig gesund.
Seit dieser ersten Panikattacke bekommt er immer an dieser Stelle auf der Autobahn eine Panikattacke.
Hier wurde eine körperliche Reaktion (Herzrasen) und die emotionale Reaktion (Angst) auf eine externen Reiz (die bestimmte Stelle auf der Autobahn) konditioniert, d.h. erlernt.
Pawlow und sein Hund
Das mit der Konditionierung kennen Sie vielleicht noch mit dem Stichwort "Pawlow´scher Hund".

Das ist die klassische Konditionierung: eine unwillkürliche Reaktion (beim Pawlow´schen Hund der Speichelfluß; bei unserem Herrn F. das Herzrasen) wird auf einen externen nicht natürlichen Stimulus konditioniert. Sonst fließt beim Pawlow´schen Hund der Speichel bei Futter, dann bei der Glocke, die das Futter häufig angekündigt hat. Bei Herrn F. löst der Anbilck der Autobahn das Herzrasen und Angst aus, was kein natürlicher Reiz für schnelleren Herzschlag oder Angst ist. Am Beispiel von Herrn F. könnte ich jetzt noch vertiefen, was alles zusammenwirkt, dass Angststörungen entstehen. Aber das möchte ich in einem eigenen Blogartikel beschreiben.
Verschiedene Formen des Lernens
Es gibt neben diesem kognitiven Lernen (Gedanken, Bewertungen und Einstellungen) und dem Lernen der unwillkürlichen Körperreakitonen auf eine nicht natürlichen Reiz noch das wichtige Lernen am Erfolg.
Damit sind wir beim Verhalten angekommen. Nehmen wir nochmal den Herrn F. mit der Angststörung. Um irgendwie klar zu kommen fährt Herr F. jetzt immer eine Ausfahrt vor der kritischen Stelle von der Autobahn ab und fährt über Landstraße. Das nennen wir Vermeidung ... und es ist eine Beispiel für Lernen am Erfolg. Der Erfolg ist hier, dass die Panik nicht oder nicht so stark aufritt. Dafür hat Herr F. sein Verhalten (Verhaltensebene) geändert.
Der Therapieauftrag
Der Therapieauftrag von Herrn F. wäre sicher, dass er wieder Angstfrei auf der Autobahn fahren kann, dass das Herzrasen nicht mehr auftritt und er normal über die Autobahn in die Arbeit fahren kann.
In der Verhaltenstherapie wird das übersetzt in verschiedene Interventionen, die Herrn F. ermöglichen Angst und Herzrasen zu verlernen, eine gelassenen Haltung zu der Erfahrung der Panik und des Herzrasens zu erlernen, eine starke selbstsichere Haltung bezüglich seiner neuen Aufgaben in der Arbeit zu entwickeln und mehr Gelassenheit und Selbstvertrauen in Bezug auf seine Verantwortung als Familienvater zu bekommen.
Wir lernen ein Leben lang ... .
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