Man kann viel über Sokrates sagen ...
- carolineschroeder2
- vor 29 Minuten
- 3 Min. Lesezeit
psychotherapiejetzt - Praxis für Psychotherapie Caroline Schröder, Dipl.-Psych.
Serie Lieblingsthemen in der Psychotherapie

... vor allem Positives. Dass er sehr klug war. Dass er viele seiner Schüler nachhaltig beeindruckt hat. Dass seine Worte - nur von anderen überliefert - bis heute die Philosophie und das Denken beeinflußen.
Sogar in der Psychotherapie hat Sokrates seinen Platz. Er soll in seinen Gesprächen oft die Rolle des Schülers eingenommen haben, der nicht belehrt, sondern aufmerksam Fragen stellt. Damit hat er das Gegenüber zum Nachdenken und zum Erkenntnisgewinn geführt.
Das nennen wir heute in der kognitiven Verhaltenstherapie den "sokratischen Dialog".
Das ist für junge Therapeuten nicht ganz leicht zu erlernen, aber hat wie vor ca. 2400 Jahren bei Sokrates eine besondere Kraft.
Die 3 Siebe
Heute möchte ich Ihnen "Die 3 Siebe" vorstellen.
Das war wohl auch typisch für Sokrates, dass seine Gleichnisse voller Alltagsgegenständen und einfachen Leuten waren.
Es ist folgende Geschichte überliefert:
Es kam ein Freund oder Bekannter zu Sokrates und sagte:
"Sokrates ich möchte Dir von Deinem Freund erzählen. Hast Du schon gehört ... . "
Da unterbrach Sokrates ihn schon und sagte: "Das was Du mir erzählen willst, muß erst durch die 3 Siebe. Wenn es diese Siebe passieren kann, dann kannst Du es mir erzählen. Frage Dich zuerst: Ist es wahr, was Du mir erzählen willst?"
Der Freund sagte: "Das weiß ich nicht, ich habe es auch nur von anderen gehört."
Daraufhin fuhr Sokrates fort: "Dann frage Dich, ist es gut?"
Der Freund antwortete: "Nein, im Gegenteil ... ."
Da unterbrach ihn Sokrates schon wieder: "Dann wende noch das dritte Sieb an. Ist es nützlich, dass ich dieses Wissen bekomme?"
Der Freund zögerte: "Nun, nützlich weiß ich auch nicht ... ."
"Dann erzähle es mir nicht und belaste Dich und mich nicht damit."
Wahrheit, Güte und Nützlichkeit
Was Sokrates hier seinem Freund nahe legt, ist sich genau zu überlegen, was er über andere weitergibt. Man kann diese 3 Siebe vor allem auf das Reden über andere - den Tratsch - anwenden.
Aber auch ganz grundsätzlich seine Worte mit diesen Qualitäten ausstatten. Rede Sie nur, wenn Sie überzeugt sind, dass es wahr ist, dass es gut ist und für den anderen nützlich.
Da wird klar, dass wir im Alltag diesen hohen Standard eines Sokrates nicht erfüllen werden. Müssen wir auch gar nicht. Wir müssen uns nicht in allem und jedem an diesem hohen Standard eines Philosophen wie Sokrates messen.
Beim Reden über andere ist es sehr empfehlenswert!
Was einer über andere sagt ... sagt mehr über ihn selbst
Auch weil im Gehirn des Zuhörers alle Information mit diesem Augenblick und der Person, die es erzählt verknüpft bleiben.
Es bleibt also ein "Geschmäckle", wie der Schwabe sagen würde, auch an Ihnen kleben, wenn Sie schlecht über andere reden.
In der Bible wurde dem Überbringer der schlechten Nachricht der Kopf abgeschlagen.
Es empfiehlt sich grundsätzlich sanfte Worte für die Beschreibung anderer Menschen zu finden. Da könnte man jemanden für "faul" halten. Es ist aber günstiger, ihn vielleicht als "gemütlich" zu beschreiben. Vor allem, weiß man sowieso nicht ... ob es wahr ist! Es sieht eventuell nur nach meinen Maßstäben so aus. Es könnte sein, dass der andere seine Kraft und seinen Fleiß in ganz anderer Weise einsetzt. Gut ist es in der Regel nicht, jemanden als faul zu bezeichnen und nützlich ist eine solche Information meistens auch nicht.
In meinen Gruppen geben ich gerne eine kleine Übung vor, bei der ich zuerst zusammenhanglose negative Aussagen mache, wie z.B. schlechtes Wetter, Pech gehabt, Konflikte, Streit, Enttäuschung, etc..
Dann werden die Patienten gebeten kurz nachzuspüren, wie es sich anfühlt.
Im zweiten Teil kommen dann die gegenteiligen Aussagen, wie z.B. Glück gehabt, schönes Wetter, freundliche Nachbarn, gute Freunde, Freude, etc. .
Dann bitte ich die Patienten wieder nachzuspüren. Fast ohne Ausnahme berichten die Menschen, dass auch diese kurze Übung mit zusammenhang-losen Worten die Stimmung verändert.
Gutes Selbst-Marketing
Jetzt können Sie wählen, wie Sie anderen begegnen, wie Sie über andere reden und wie Sie im Alltag ihre Worte wählen. Je nachdem, welche Wirkung Sie hinterlassen wollen. Entscheiden Sie sich für gutes Selbstmarketing.
Noch eine Anekdote aus der Psychotherapiepraxis: Wenn 3 Patienten hintereinander in die Psychotherapiesitzung kommen und berichten, sie haben so viel Stress (!), was häufig vorkommt, fühle ich mich langsam gesresst. Gerne empfehle ich dann, doch auch für sich selber die Worte mit Bedacht und Achtsamkeit zu wählen.
Sie fühlen sich selber besser, wenn Sie sich sagen: "Heute habe ich etwas viel zu tun!". Das fühlt sich anders an!
Schon das Wort "Stress" gedacht oder ausgesprochen wird sich im Körper in Stresshormone umsetzen.
psychotherapiejetzt - Praxis für Psychotherapie © 2025 Caroline Schröder, Dipl.-Psych.
Comments