top of page

Macht, Liebe und Körper ... und Partnerschaften.

  • carolineschroeder2
  • 3. Sept. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

psychotherapiejetzt - Praxis für Psychotherapie Caroline Schröder

Serie Lieblingsthemen in der Psychotherapie


Ein Schwanenpaar mit Nest an einem Kanal
Romantisches Bild von Schwänen, Schwanenpaar mit Nest

Ist dieses Schwanenpaar glücklich? Was für einen Eindruck haben Sie, wenn Sie dieses Bild betrachten? Leben die beiden in einer glücklichen Partnerschaft?


Wenn Sie darauf eine Antwort gefunden haben, hat das vermutlich mehr mit Ihnen selbst zu tun als mit diesem Schwanenpaar. Die Frage kann man wie einen projektiven Test verstehen.

Wenn Sie sich für Entenvögel interessieren, hätten Sie vermutlich geantwortet, dass Schwäne lebenslange Partnerschaften formen.

Wenn Sie Romantik lieben, hätten Sie vermutlich geantwortet das Schwäne für Reinheit und Treue stehen.

Wenn Sie selber gerade eine schwere Zeit in Ihrer Partnerschaft durchmachen, hätten Sie vielleicht geantwortet, dass die beiden gerade Streit haben.

Wenn Sie Verhaltensbiologin sind, sagen Sie vermutlich, dass man das Verhalten der Tiere nicht vermenschlichen sollte.


Was sind die Grundlagen für eine glückliche Partnerschaft? Darüber wurden schon viele kluge Abhandlungen geschrieben und Vorträge gehalten.


So weit in die Tiefe will ich heute gar nicht gehen.

Ein Lieblingsthema in der Psychotherapie ist, mit den Patientinnen zu erarbeiten, ob die beiden in der Partnerschaft überhaupt die gleiche Sprache sprechen?


Auf der Webseite unter der Rubrik "Über mich" habe ich schon die Einteilung in die 3 wichtige Themenbereiche beschrieben, die die Patienten in Psychotherapie führen und die uns im Leben bewegen. Es geht immer um ...

Macht und Geld oder

Liebe und Zuneigung oder

Körper und Gesundheit.

Die Grundidee ist, dass wir alle ein Hauptthema für unser Leben haben. Dieses Thema beschäftigt uns schwerpunktmäßig unser Leben lang. Es ist der Kanal auf dem wir funken, die Wellenlänge auf der wir senden. Das bleibt häufig über die ganze Lebensspanne stabil.

Wobei uns das Leben auch irgendwann die anderen beiden Bereiche serviert und wir uns mit den vernachlässigten Aspekten auseinandersetzen müssen.

Was meinen Sie? Ist Ihr Hauptthema eher "Macht und Geld" oder "Liebe und Zuneigung" oder "Körper und Gesundheit"?


Spannend wird diese Fragestellung, wenn man Paare unter diesem Aspekt anschaut. Das erklärt oft einiges.

Wir tendieren dazu, anzunehmen, dass der andere genauso gestrickt ist wie wir. Welch eine kolossaler Irrtum! Es ist eine sinnvolle Schätzung anzunehmen, dass höchtens 20 % der Menschen nach ähnlichen Grundsätzen und Vorstellungen denken und handeln. D.h. wir haben bei unserem Gegenüber zu 80 % die Chance, dass er oder sie ganz anders tickt! Und das gilt schon wenn wir aus derselben Kultur kommen. Das bedeutet, es ist gut sich das Gegenüber genau anzuschauen. Es ist gut, viel über den anderen zu lernen und sich ein klares Bild zu verschaffen, wie der andere tickt.


Schauen wir uns wieder die Paar-Thematik an: eine Person die hauptsächlich auf dem Kanal Liebe und Zugehörigkeit funkt wird in einer Partnerschaft eher versöhnlicher und nachgiebiger sein, um die gute Beziehung nach einem Streit wieder herzustellen. Einem Machtmenschen wird diese versöhnliche Rolle eher schwer fallen, weil er in seiner Vorstellung damit in die unterlegene Rolle gerät. Einem Menschen, der auf dem Kanal Körper und Gesundheit unterwegs ist, wird eventuell zur Versöhnung ein gutes Essen oder eine Massage wichtig sein.


Wenn ich dieses Konzept einführe und die meist weiblichen Patientinnen frage, wie wohl ihr Partner tickt, kommen die Patientinnen ins Nachdenken. Da ist z.B. die Patientin, die in einem Sozialberuf arbeitet und auf dem Kanal "Liebe und Zugehörigkeit" funkt. Bei den Beschreibungen der Ehekonflikte und der Kommunikation bekomme ich den Eindruck, der Ehemann ist gut in Gesprächsführung geschult ... und tickt ganz anders als die Patientin selber.

Mit der Fragestellung - auf welchem Kanal funkt ihr Partner wohl am meisten - wird nach und nach klar, dass der Partner ein Machtmensch ist und durch langjährige Berufserfahrung geübt ist, mit Worten in der mächtigeren Position zu bleiben.

Das heißt nicht, dass er seine Frau nicht liebt oder eine schlechter Mensch ist. Er hat nur eine andere Bedürfnislage in der Partnerschaft.

Mit dieser neuen Sichtweise auf den Partner und sein Verhalten kann die Patientin anderes Verhalten im Streit ausprobieren. Interessanterweise empfiehlt sich in dem Beispiel, dass die Patientin selber auch mehr machtvolle Kommunikationsformen verwendet und weniger verbindliche Verhaltensweisen. Z. B. wenn der Ehemann mürrisch ist, ihn links liegen lassen. Etwas angenehmes ohne ihn unternehmen. Anstelle von drängenden Fragen, was denn los sei oder anderen Diskussionen.

Dem Partner oder Ehemann würde ich vermutlich in die andere Richtung beraten: das er mehr verbindliche Verhaltensweisen zeigen soll, z.B. wenn er schlechte Stimmung hat und eher seine Ruhe will, dann soll er das genau so mitteilen ... mit der freundlichen Ergänzung, dass es nichts mit der Partnerin zu tun hat!



ree

Aristophanes – griechischer Komödiendichter (etwa 445-385 v. Chr.)


Es scheint auf den ersten Blick verblüffend, aber auf den zweiten Blick logisch, dass die Empfehlung für beide ist, etwas mehr von den Verhaltensweisen des anderen zu verwenden.

Das sind die Verhaltensweisen, die der andere versteht!

Und ... das sind unsere vernachlässigten Bereiche! Die vernachlässigten Bereiche zu beachten und mehr in unserem Verhalten zu verwenden, ist meistens eine sinnvolle Weiterentwicklung und wertvolle Ergänzung unserer Persönlichkeit.

psychotherapiejetzt - Praxis für Psychotherapie Caroline Schröder © 2024








 
 
 

Kommentare


bottom of page