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Ein Riesenschritt - EMDR Eye Movement Desensitization and Reprocessing

  • carolineschroeder2
  • 4. Feb.
  • 3 Min. Lesezeit

psychotherapiejetzt - Praxis für Psychotherapie Caroline Schröder

Serie Psychotherapie im Gesundheitswesen


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Die Psychologie und die Psychotherapie sind noch eine junge Disziplin. Deswegen gib es fortlaufend neue spannende Entwicklungen.

Dazu gehört die Entwicklung der Methode und Therapierichtung EMDR - Eye Movement Desensitization and Reprocessing. Das heißt übersetzt: Augenbewegung Desensibilisierung und Neuverarbeitung.

Davon können Sie am ehesten das Wort Desensibilisierung einordnen. Das gibt es auch bei Allergien und wird vom Hautarzt druchgeführt. Dabei werden geringe Mengen des unverträglichen Stoffes - z.B. ein Pollen - dem Körper präsentiert, damit die starke allergische Reaktion nachlässt.

Einen solchen Anteil gibt es tatsächlich auch beim EMDR.

Die Methode wurde von Francine Shapiro, einer amerikanischen Literaturwissenschaftlerin, Psychologin und Wissenschaftlerin entwickelt.

Von Beginn an war diese Methode auf Menschen mit PTBS Posttraumatischer Belastungsstörung zugeschnitten.

Ein Trauma in der Medizin ist eine Verletzung oder Verbrennung von Gewebe durch starke Krafteinwirkung von außen. Ein Trauma in der Psychiatrie und Psychologie kann man fast genauso definieren: eine Verletzung in der Psyche durch Einwirkung von außen. Dabei werden nach der engeren Definition darunter vor allem eindeutig lebensbedrohliche Erfahrungen gemeint - Unfälle, Kriegserfahrungen, Gewalterfahrungen, auch sexualisierte Gewalterfahrung (sexueller Mißbrauch, Vergewaltigung) Erdbeben, Feuer, Fluten, etc... In der Praxis setzt sich durch, dass auch konstante soziale Konflikte, Ausgrenzungen, Vernachlässigung in der Kindheit und verbale Mißhandlungen (Hänseleien, Mobbing) ein Trauma hinterlassen und zu einer PTBS Posttraumatischen Belastungsstörung führen kann.

PTBS Posttraumatische Belastungsstörung ist eine - je nach Stärke - sehr einschränkende Störung. Die Menschen sind verstimmt, verlieren die Lebensfreude und das Zutrauen in sich und die Welt, sind häufig von Ängsten und starken emotionalen und körperlichen Reaktionen geplagt, wenn sie sich wieder an den oder die Vorfälle erinnern oder durch ein Ereignis (Trigger) daran erinnert werden. Das kann so schlimm sein, dass sie jede Situation mit Ähnlichkeiten zum Trauma vermeiden.

Ein sehr mildes Beispiel für diese Störung ist eine Reaktion auf einen Unfall mit Blechschaden, den wir vor Jahren auf Sardinien hatten. Es hatte uns jemand von Rechts die Vorfahrt genommen.

Jedesmal, wenn ein Auto in den folgenden Monaten sehr schnell von Rechts an eine Kreuzung hingefahren ist, hat sich unwillkürlich mein ganzer Körper verspannt. Wenn ich am Steuer saß bin ich leicht in die Mitte der Straße - wenn es keinen Gegenverkehr gab - ausgewichen. Außerdem konnte ich Szenen wie sie in Fernsehsendungen wie z.B. bei "Alarm für Cobra 11" vorkamen nicht ertragen und mußte sofort umschalten. Das hat sich nach und nach von selber gebessert.

Für viele der unangenehmen Erfahrungen wie z.B. diesen Unfall reicht unser Selbstheilungssystem der Psyche aus. Wir verlieren diese Symptome nach und nach wieder.

Bei dramatischeren Bedrohungen kommt es zu einer PTBS Posttraumatischen Belastungsstörung, die auch Jahre oder Jahrzehnte anhalten kann. Vielleicht erinnert sich der eine oder die andere, dass die Eltern oder die Großeltern über Kriegserfahrungen nur sehr ungern gesprochen haben und nach wenigen Sätzen das Thema gewechselt haben. Bei Kriegen kann davon ausgegangen werden, dass alle Beteiligten mehr oder weniger traumatisiert sind - mit den negativen Auswirkungen auf Gesundheit, Lebensführung und Beziehungen.

Mit der Therapieform EMDR gibt es eine wirksame Herangehensweise um PTBS zu behandeln. Das wurde in einer wachsenden Zahl wissenschaft-licher Untersuchungen nachgewiesen.

Die EMDR-Therapie hat eine zentrales Element: die Augenbewegungen.

Francine Shapiro untersuchte in Ihrer Doktorarbeit die Wirkung von horizontalen schnellen willkürlichen Augenbewegungen auf die Stärke der Belastung bei Traumaerinnerungen. In dieser ersten Studie wurde die PTBS bei 22 Patienten mit Kriegserfahrungen und sexualisierter Gewalterfahrung deutlich reduziert.

Und das war der Anfang .... .

In der Folge wurde genau überprüft und entwickelt, wie die beste Vorgehensweise ist um langfristigen Therapieerfolg herzustellen. Daraus sind sogenannte "Protokolle" für die bestmögliche Anwendung entstanden.

Mittlerweile gibt es Lehrinsitute und Therapeutinnen in fast allen Ländern,, die dieses effiziente Therapieverfahren anbieten, verbreiten und dazu lehren und forschen. Die 25. EMDR Europe Conference war letztes Jahr 2024 in Dublin, Irland. Es gib Konferenzen in USA, Asien etc. .

Die meisten meiner Patienten sind nach einer - sehr gesunden - anfänglichen Skepsis genauso begeistert wie ich von der Methode. Es kann häufig schon in einer Sitzung zu einem umgrenzten Thema eine spürbare Erleichterung erzielt werden.

Die Skepsis am Anfang ist mehr als verständlich! Was sollen die Leute auch denken, wenn ich vorschlage, dass Sie schnell von links nach rechts schauen (oder sich abwechselnd auf die Oberschenkel klopfen), während sie an die belastende Situation denken (Bilaterale Stimulation). Da fragt sich eventuell einer im Stillen: "wer ist jetzt hier verrückt?".

Aber - die Wirkung gibt Francine Shapiro recht!

psychotherapiejetzt - Praxis für Psychotherapie Caroline Schröder © 2025










 
 
 

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