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Déjà-vu - ein magischer Moment?

  • carolineschroeder2
  • 20. Aug. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 24. Aug. 2024

psychotherapiejetzt - Praxis für Psychotherapie Caroline Schröder

Serie: FunFacts


Eine leuchtende Weltkugel hängt unter der Decke in einer Bibliothek, Trinity College

Es ist wirklich ein magischer Moment - wenn man in die alte Bibliothek im Trinity College in Dublin einritt und die große leuchtende Erdkugel über allem schweben sieht. So verspielt können Wissenschaftler sein, dass Sie eine Weltkugel unter die Decke hängen. Hier zeigt die Weltkugel gerade die Seite mit Lateinamerika. Das Bild dreht sich aber ganz sanft.


Wie ist die Antwort der Wissenschaftler, wenn es um das Déjà-vu geht?

Déjà-vu ist französisch und heisst genau übersetzt "schon einmal gesehen".

Wir erleben das Dèjà-vu - oder die Erinnerungstäuschung/ Erinnerungs-illusion - als ob wir diesen Moment schon einmal erlebt hätten. Es ist wie ein magischer Moment. Wir fragen uns - was passiert hier? Können wir doch in die Zukunft sehen? Kann man das trainieren? Warum dieser Moment? Was ist an diesem Moment so besonders?


Die Antwort der Wissenschaften ist viel nüchterner - nicht so verspielt, wie die Weltkugel im Trinity College, leider.

In seinem Buch mit dem Titel "Avenir des sciences psychiques" (Die Zukunft der psychischen Wissenschaften) hat der Philosoph Émile Boirac diesen Begriff "Déjà-vu" schon 1876 geprägt. Schon lange gibt es das Interesse der Wissenschaftler an diesem Phänomen. Das Ziel dabei ist ganz nüchtern - um mehr über die Gedächtnisprozesse im Gehirn (neuro-physiologische Ebene) und im Geist, im Denken (kognitive Ebene) herauszufinden.


So fallen auch die Erklärungen ganz nüchtern aus:

Eine Erklärung ist, dass im Prozess der Verarbeitung im Gehirn immer unterschieden wird zwischen "neu, passiert jetzt und wird gerade erlebt" und "vergangen und erinnert". Das wird vom Gehirn immer an einen kognitiven Prozess (Wahrnehmung, Denken und Erinnern) angeheftet, damit wir in der Zeit orientiert bleiben. Sonst könnten wir Wahrnehmung, Gedanke und Erinnerung nicht unterscheiden. Es gehört zu den normalen und wichtigen Funktionen der Geistes, diese Unterscheidung vorzunehmen.

Zum Déjà-vu kommt es nach dieser Theorie, wenn eine minimale Fehlfunktion erfolgt. Auf das gerade Erlebte und Neue wird aus Versehen die Bezeichnung "vergangen und erinnert" geheftet. Damit haben wir unser Déjà-vu. Es ist wie ein minimaler Kurzschluss.

Eine zweite Erklärung hat mit Ablenkung zu tun. Es wird etwas erlebt in einem Moment, in dem wir durch etwas anderes kurzfristig abgelenkt sind. Es könnte einfach ein lautes Geräusch sein, weil der Bedienung im Restaurant etwas auf den Boden fällt. Durch die Ablenkung geschieht nur eine oberflächliche Verarbeiung der neuen Gedächtnisinhalte. Wenn die Ablenkung vorbei ist wird die Erfahrung nochmals "erlebt", d.h. in den internen Prozessen der Wahrnehmung verarbeitet.

Da schon eine schwache Gedächtnisspur durch die Erfahrung unter Ablenkung da ist, wird das als Déjá-vu interpretiert.

Eine Weitere Erklärung wurde von Rober Efron vom Veterans Hospital in Boston 1964 vorgeschlagen. Bei seinen Forschungen hat er herausgefunden, dass der linke Temporallappen dafür zuständig ist, hereinkommende Signale zu sortieren. Diese Signale treten aber in den Temporrallappen zwei Mal ein, von jeder Hemissphäre (rechte und linke Gehirnhälfte) einmal. Das geschieht mit einer minimalen zeitlichen Verzögerung. Das könnte nach Efron die Grundlage für das Déjà-vu sein. Wenn die Synchronisierung dieser zu einer Erfahrung gehörenden Signale mißlingt, wird das verzögerte Signal als ein Wiedererleben des ersten Signals interpretiert. Signale sind im Gehirn die Reaktionen der Nervenzellen auf unsere Erfahrungen.


Ein Déjà-vu tritt beim gesunden Menschen sehr vereinzelt auf. Häufiger kommt es im Zustand der Erschöpfung vor und wenn eine Vergiftung vorliegt und in den Träumen.

Wenn jemand gehäuft Déjà-vu Erlebnisse hat, kann eine starke Belastung mit psychischer Erkrankung, eine Psychose oder sogar ein Tumor im Temporallappen (Schläfenlappen) des Gehirns der Auslöser sein. Dann sollte man einen Arzt, einen Neurologen und Psychiater, aufsuchen.


Ich bin wieder beeindruckt, was unser Gehirn für uns alles leistet: diese zuverlässige Unterscheidung, was ist jetzt und was erinnere ich von früher. Sie spüren sicher, dass diese Fähigkeit ein Teil der Stabilität ist, die unser Gehirn und unser Geist jeden Tag für uns herstellt. Und das ist nur ein Bruchteil der Fähigkeiten:

Zum Beispiel wissen wir im gesunden Zustand immer wo im Raum sich unsere Gliedmaßen - Arme und Beine - befinden,

wo oben und unten ist,

können die Uhrzeit schätzen,

können die Stimmungen unserer Mitmenschen lesen,

wachen jeden morgen auf und haben die selbe Persönlichkeit, etc..

Wenn das alles oder einTeil davon nicht mehr funktioniert sind die Menschen krank und haben in der Regel entweder eine schwere psychische Erkrankung oder eine Läsion ( Verletzung) im Gehirn.

Kognitionswissenschaftler und Neurowissenschaftler forschen danach, wie unser gesundes Gehirn das leistet. Dazu erfahren Sie noch mehr in den nächsten Blogartikeln zu den FunFacts.

psychotherapiejetzt - Praxis für Psychotherapie Caroline Schröder © 2024








 
 
 

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