Die gute innere Abgrenzung ... oder der Unterschied zwischen Mitleid und Mitgefühl.
- carolineschroeder2
- 5. Juli 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 16. Juli 2024
psychotherapiejetzt - Praxis für Psychotherapie Caroline Schröder
Serie: Lieblingsthemen in der Psychotherapie

Als Kinder waren wir vollständig auf unsere Eltern oder Zieheltern angewiesen. Zumindest ist das in der Wahrnehmung der Kinder so. Kinder haben auch noch kein ausreichendes Verständnis von der Welt. Sie erleben und begreifen die Welt ganz wesentlich durch die Reaktionen, Beschreibungen, Wertungen und Erklärungen der Eltern.
Die Erwachsenen sind am Anfang der Kindheit so deutlich überlegen, dass Kinder
- zumindest bis zum 6. bis 8. Lebensjahr - die Erwachsenen nicht in Frage stellen.
In dieser Phase und auch noch später sind Kinder emotional auf die Eltern ausgerichtet und schwingen mit den Emotionen der Eltern mit. Das ist zunächst einmal sinnvoll: wenn ein Erwachsener in Furcht erstarrt, sich versteckt oder flüchtet, weil eine Gefahr sich nähert, bekommt das Kind so eine überlebenswichtige Nachricht und kann sich schneller am Verhalten der Erwachsenen orientieren. Sie merken - ich beschreibe hier eine Szene, die vermutlich eher in der Steinzeit abgelaufen ist. Dennoch - auch heute lernen Kinder die Welt über die emotionalen Reaktionen der Eltern begreifen. Zum Beispiel, wenn der Onkel XY mit seiner lauten Stimme und den Witzen bei der Mutter eher Unbehagen auslöst, ist das Kind gewarnt, beobachtet genauer und hält sich näher bei der Mutter auf.
Diese feinen emotionalen Antennen machen Sinn.
Wenn in der Kindheit, aus welchem Grund auch immer, die Entwicklung, das Erwachsenwerden und Loslösen von den Elern nicht gut verläuft, bleiben diese feinen emotionalen Antennen erhalten. Der Erwachsene oder die Erwachsene schwingt immer noch zu viel mit den Emotionen der Anderen mit und hat keine gute innere Abgrenzung. Zum Beispiel, wenn die Freundin einen Trauerfall in der Familie hat, fühlt man sich tief betroffen und selber den Tränen nah. Wir leiden mit dem anderen. Hier gibt es oft auch die Überzeugung - ich muß mich schlecht fühlen.
Prüfen Sie einmal die Aussage:
Mir darf es gut gehen, wenn es dem Anderen schlecht geht!
Was löst das bei Ihnen aus?
Drehen wir die Situation für einen Moment um: angenommen Sie liegen mit Grippe im Bett und es geht Ihnen lausig schlecht. In 3 Wochen ist das vorbei, aber jetzt ... . Würden Sie wollen, dass es Ihrer Freundin oder Familie deswegen auch schlecht geht?
Würde es Sie belasten oder entlasten, wenn es den Anderen wegen Ihrem Leid schlecht geht? Nein, das wollen Sie nicht und es wäre eine Belastung.
Angenommen ein lieber Mensch hat einen Trauerfall oder Grippe - würde der sich wünschen, dass es Ihnen auch schlecht geht? Nein ... und es wäre eine Belastung.
Deswegen dürfen wir die Aussage oder Selbstinstruktion oder Affirmation als Gedanke üben:
Mir darf es gut gehen, wenn es dem Anderen schlecht geht!
Das ist eine Methode, die gute innere Abgrenzung einzuüben. Diese Abgrenzung brauchen wir als Erwachsene. Wir dürfen in unserer eigenen Emotionalität verwurzelt bleiben, weil wir keine Grippe oder Trauerfall haben. Aus dieser Haltung heraus können wir Mitgefühl üben und spüren, was der andere jetzt brauchen könnte. Wir bleiben bei uns und können gut in den Kontakt gehen und sogar sinnvoll unterstützen.
psychotherapiejetzt - Praxis für Psychotherapie Caroline Schröder © 05.07.2024



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