Aggression schafft Abstand ... oder das vollkommen überbewertete Konstrukt Familie!
- carolineschroeder2
- 6. Aug. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 18. Aug. 2024
psychotherapiejetzt - Praxis für Psychotherapie Caroline Schröder
Serie: Lieblingsthemen in der Psychotherapie

Diese Skulptur steht in Kilkenny, Irland. Sie soll an all die Menschen erinnern, die ausgewandert sind und von den Zurückgebliebenen schmerzhaft vermisst wurden.
In diesem Fall ist der große Abstand zwischen Familienmitgliedern durch die Umstände (Kartoffelfäule, Hungersnot 1845-49) und die Profitgier der herrschenden Klasse (Lebensmittel wurden gewinnbringend exportiert) entstanden.
Triggerwarnung: Hier möchte ich ein etwas anderes Thema vertiefen. Das könnte für einige Leser ein Trigger sein. Bitte prüfen Sie, ob Sie weiterlesen wollen.
In den Therapien berichten mir die Patienten von verschiedenen Formen von grenzverletzendem Verhalten: Sticheleien, Herabsetzungen, Benachteiligung, Beleidigungen, Demütigungen und anderen Formen der Aggression bis hin zu Gewalterfahrungen in der eigenen Familie. Oft gibt es zu diesen Aggressoren - ich nehme sehr bewußt ein hartes Wort - immer noch eine Beziehung und regelmäßigen Kontakt. Manchmal gibt es dafür gute Gründe. Oft genug dauern die Aggressionen bis heute an.
Bei unseren tierischen Verwandten sind die Reaktionen auf soziale Signale - das sind Aggressionen - oft viel klarer. Schauen Sie sich Sendungen über Tiere an, die in sozialen Strukturen leben - in Rudeln. Affen, Makaken, Wölfe, Hyänen. Da kann man viel über die Menschen lernen. Vor allem darüber, was bei uns manchmal durch unsere überhöhten Erwartungen und Vorstellungen nicht mehr funktioniert. Ein Patient hat das einmal so treffend ausgedrückt: "das vollkommen überbewertete Konstrukt Familie".
Stellen Sie sich ein Affenrudel vor. Ein erwachsenes Tier sitzt entspannt und ißt eine Stück Zuckerrohr oder eine Banane. In der Nähe toben zwei Jungtiere. Ein kleiner Affe rempelt im Spiel den großen Affen an. Dieser reagiert sofort mit Fauchen und Zähne blecken. Der kleine Affe erschrickt ... und hält in Zukunft auch im wildesten Spiel einen großen Abstand zum erwachsenen Tier.
Aggression schafft Abstand - auf ganz gesunde Weise.
Bei uns sind die Vorstellungen von Familie idealisiert. Im Grunde gibt es ein geschöntes Bild, wie es in der Werbung dargestellt wird - die glückliche Familie unter dem Weihnachtsbaum oder auf der Picknickdecke. Dieses idealisierte Bild läßt uns erwarten, dass wir in der Familie gegenseitige Liebe, Wertschätzung und Unterstützung erfahren. Wenn wir uns klar machen, durch welche Veränderungen Familien im Laufe des Lebens gehen, dass es Menschen sind die Familien bilden und welche Herausforderungen gemeistert werden, dann wird klar - das kann nicht so einfach sein wie in der Werbung dargestellt. Oder auch nicht so, wie wir es uns wünschen. Eine Familie ist ein vielschichtiges und komplexes, sich ständig veränderndes Gebilde. Alle Varianten sind möglich.
Aggressionen oder Schlimmeres kommen in dieser geschönten Wunschvorstellung nicht vor. Aber in der Realität schon.
Da möchte ich Frank Farrelly zitieren, den Begründer der Provokativen Therapie - ein großer Mann, der in weißem Hemd mit Bolo-Tie, Jeans, schwarzer Weste, Cowboy Hut und Cowboy Stiefeln in Deutschland seine Forbildungen gehalten hat. Vielleicht war die Kleidung auch schon eine kleine liebevolle Provokation.
"Wenn Dich jemand nervt, geh da nicht hin. Wenn Dich jemand kränkt, geh da nicht mehr hin. Wenn Dich jemand ärgert, geh da nicht hin. Wenn Dir jemand weh tut oder noch Schlimmeres - GEH DA NICHT HIN!". ("Don't go there!").
Als Erwachsene können wir wählen!
Hinter der Treue zur Familie steht die idealisierte Vorstellung von Familie.
Das ist kein guter Grund, um Kontakt zu schwierigen Menschen zu halten.
Manchmal motiviert auch der tiefe Wunsch, dass sich die Beziehung doch ins Gute wandeln könnte ... das man doch noch bekommt, wonach man sich so sehnt ... das der andere sein Unrecht zugibt und sich entschuldigt.
Das ist auch kein guter Grund, um Kontakt zu unfreundlichen Menschen zu halten. Meistens sind die Söhne und Töchter, die es in der Familie am schwersten hatten, im Erwachsenenalter am engsten an die Eltern gebunden. Als würden die Eltern ihnen noch etwas schulden. Leider kommt diese Wandlung selten.
Es ist besser wahrzunehmen - Aggression schafft Abstand! Als Erwachsene können wir wählen. Vielen meiner Patienten geht es besser, wenn sie schrittweise den Kontakt zu problematischen Familienmitgliedern verringern oder ganz abbrechen. Bei manchen Familien schafft das den nötigen Abstand und zieht somit eine nötige Grenze gegen Aggressionen, damit man sich - manchmal Jahre später - wieder anders begegnen kann.
Jeder darf sich Menschen suchen, die wohlwollend und wertschätzend mit uns umgehen. Es gibt Verwandtschaft, Freundschaft und Wahlverwandtschaften. Wir haben die Wahl.
psychotherapiejetzt - Praxis für Psychotherapie Caroline Schröder © 2024



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